systemdenkerkarte

Ein Gedankenexperiment

Stellen Sie sich vor, ein großzügiger Gönner macht Ihnen folgendes Angebot. Entweder, Sie bekommen 30 Tage lang jeden Tag 1000.-€ oder Sie bekommen am 1. Tag einen Cent, am zweiten Tag zwei Cent und dann jeden Tag doppelt so viel wie am Vortag. Wie entscheiden Sie sich?

Wenn Sie die erste Option wählen, handeln Sie wie die meisten von uns: schnell haben Sie erkannt: 30.000.-€ sind ein Haufen Geld. Aber: hätten Sie die 2. Variante gewählt, wären Sie 5-facher Millionär! Wir schätzen exponentielle Entwicklungen völlig falsch ein. Zudem können wir äußerst schlecht mit Unsicherheiten umgehen.

Unser steinzeitliches Gehirn

Unser Gehirn ist entwicklungsgeschichtlich noch durch das Leben in der Steinzeit geprägt. Lineares Denken und schnelles Handeln in einfachen Zusammenhängen war in der allerlängsten Zeit der menschlichen Entwicklung nicht nur sinnvoll – es war nötig, um überleben zu können. Das dafür optimale Denken in einfachen Ursache-Wirkungsbeziehungen ist für unser Gehirn komfortabel: kein großer Energieaufwand für langwierige Entscheidungsprozesse, sondern einfach ja oder nein, 0 oder 1.

Für die immer engere weltweite Vernetzung von acht Milliarden Menschen, für Arbeitsteilung, Globalisierung, Migrations- und Flüchtlingsströme und globale Umweltprobleme sind wir mit dieser fokussierten Art zu denken jedoch schlecht gerüstet.

Systemisches Denken

Die gute Nachricht ist: wir können lernen, mit Komplexität umzugehen! Dazu müssen wir verstehen, wie komplexe Systeme mit all ihren Wechselwirkungen funktionieren. Wir müssen akzeptieren, dass Systemreaktionen oft nicht vorhersehbar sind, und wie wichtig vorausschauendes Handeln gerade dann ist, wenn Systeme träge reagieren – um nicht plötzlich einen Kipppunkt zu erreichen, der „das Fass zum Überlaufen bringt“. Wir müssen lernen, unser eigenes Bild von der Welt zu hinterfragen und immer wieder die Perspektive zu wechseln. Wir sollten Ursachen verändern statt Symptome bekämpfen. Wir sollten besser mit Unsicherheiten umgehen, indem wir aus Fehlern lernen und vorausschauend und in Lösungen statt Problemen denken.

Im Buch „einfach komplex! Systemisch denken lernen für eine nachhaltige Welt“ lernen Sie nicht nur diese Hintergründe kennen, sondern auch 42 konkrete Methoden, wie Sie systemisches Denken in der Arbeit mit Gruppen fördern können.